
Schritt für Schritt bis zur Schaffung von hochwertigen Weinen
Die Familie Radovan
Wir haben im Jahr 1994 mit eineinhalb Hektar Weinbergen angefangen. Alte Malvasiersorten wuchsen in diesen Weingärten unserer Familie, die sich um unser Dorf Radovani befanden, und die wir allmählich verjüngten, und neue Rebsorten anpflanzten. So haben wir schon 1996 die ersten Cabernet Sauvignon Reben gepflanzt. In unserem Keller hatten wir damals noch die alten Holzfässer, die schon veraltet waren, und deshalb begannen wir, neue Inoxfässer zu kaufen. Unseren Wein verkauften wir zunächst offen, und die ersten Flaschen füllten wir mit Malvasier aus der Lese 1998 ab. Damals kontrollierten wir die Gärung des Mostes, indem wir ihn mit Hilfe einer Kühlvorrichtung für Bier abkühlten; das war reinste Improvisation, doch dieser Malvasier bekam bei der Ausstellung Vinistra die Goldmedaille.
Mit diesen kurzen Sätzen fasste Franko Radovan aus dem Dorf Radovani in der Region von Višnjan die zunächst eher vorsichtigen Anfänge einer sehr erfolgreichen Entwicklung seiner Weinproduktion. Da gibt es nichts dramatisches, nichts spektakuläres, doch heute sind es nicht wenige unter den Weinliebhabern, die an die Tür des Weinkellers und Probierstube der Familie Radovan klopfen, um direkt an der Quelle den Bacchustropfen mit Radovans Unterschrift zu genießen.
Radovani ist ein Dorf mit charakteristischen, großen Familienhäusern, ummauert von hohen Steinmauern und mächtigen Toren aus Schmiedeeisen, die einst als Schutz gegen Viehdiebe dienten. Es liegt auf einem sanften Abhang, der sich im Südwesten zum Meer neigt, auf istrischer Roterde, umgeben von gepflegten Weingärten, bestellten Feldern und Eichenhainen… auf den umliegenden Wiesen wachsen Heilkräuter und im dornigen Gebüsch versteckt sich die istrische Delikatesse – der Wildspargel.
Radovan
Vier Generationen
Familie Radovan lebt in dieser Region schon seit der Zeit der Venezianer, als die Republik Venedig ihre Untertanen vom adriatischen Südosten und seinem Hinterland hier ansiedelte, aus Dalmatien, Bosnien, der Bucht von Kotor. Von den Radovanis sagt man, sie seien Morlaken (Mauro Walachen), doch das ist schon sehr lange her. Aber wahrscheinlich befasste sich die Familie, genau wie heute, auch damals mit der Landwirtschaft, und wahrscheinlich hat sich noch aus jener Zeit auch das „Wein-Gen“ mit eingeschlichen.
Wenigstens vier Generationen unserer Familie, sofern wir es wissen, hatten hier ein landwirtschaftliches Gut. Das Land wurde bearbeitet, und Vieh gezüchtet. Doch die Hauptbeschäftigung war der Weinbau; dies ist eine landwirtschaftliche Gegend, und vom Weinverkauf kam immer etwas Geld ins Haus. In der Zeit der italienischen Herrschaft, zwischen den zwei Weltkriegen, stellte man in diesem Haus bis zu 400 Hektoliter Wein pro Jahr her, und die Größe des damaligen Kellers kann man sich durch den heute zugemauerten Torbogen vorstellen, der so groß war, dass ein Ochsengespann voll Trauben in den Keller hineinkommen konnte, erzählt Franko ein Detail aus der Geschichte der Weinherstellung seiner Familie.
Nach dem Zweiten Weltkrieg, der Agrarreform und allem, was so im allgemeinen mit den istrischen Dörfern passierte, verminderte sich die Größe der Weinberge und die Weinproduktion der Familie Radovan. Nach vielen Jahrzehnten des Stillstands der privaten Weinherstellung brachten die neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts und Generationen von jungen, ambitionierten Weinbauern mit neuen Technologien und fundiertem Wissen eine Veränderung mit sich. Auch Franko Radovan folgte mit seiner Frau Danijela diesen neuen Weg.


Schritt für Schritt bis zur Schaffung von hochwertigen Weinen
Familienbetrieb
Ich absolvierte die landwirtschaftliche Schule in Poreč, und liebe die Landwirtschaft. Ich bin ja hier aufgewachsen, hier, auf diesem Land, in den Weinbergen. Ich habe mich für den Weinbau und Weinproduktion entschieden, weil dies eine besondere Herausforderung und Freude ist. Das ist eine Arbeit, bei der du selbst kreativ sein kannst, etwas Neues und Besseres zu machen. Zunächst war mein verstorbener Vater Anđelo, wie übrigens die meisten Alten damals, dagegen, aber die Unterstützung und der Enthusiasmus der übrigen Familie – meiner Frau Danijela und Mutter Pina, die heute noch im Familienbetrieb mit dabei ist – waren sehr stark, betont Franko.
Das Familienunternehmen setzt sich heute schon in der jüngsten Generation fort. Sohn Antonio arbeitet schon mit im Familienbetrieb, und folgt den „Weinspuren“ seines Vaters; auch die Tochter Anna hilft mit, wann immer sie kann. Alle sind voll beschäftigt, und haben noch zusätzlich einen Arbeiter. „Verschont“ wird nur die Golden Retriever Hündin Bella, sie ist die Herrscherin des Hofs, die gnädig alle Streicheleinheiten für sich einnimmt.
In den vergangenen zwanzig Jahren ist das Landgut der Familie Radovan allmählich, Schritt für Schritt, auf neun Hektar Weinberge und noch einige dazu gemietete angewachsen.
Radovan
Sechs Weinsorten
In der Palette finden wir sechs Weinsorten, neben dem vorherrschenden Malvasier und Cabernet Sauvignon bieten sie noch die international bekannten Sorten Chardonnay, Merlot, Sauvignon Blanc und das einheimische refošk an. Neben jungen Weinen offerieren sie auch Barrique Weine, die in den hochgeschätzten französischen Holzfässern aus französischer Eiche zum Reifen gelagert wurden. Es ist daher nicht selten, dass auf der Etikette die offizielle Bezeichnung „Spitzenwein“ erscheint.
Jährlich füllen sie etwa 45 Tausend Flaschen ab, und verkaufen den Wein auch offen an Restaurants, Gasthäuser, aber auch jedem Käufer, der nach Radovani kommt. Alle sind willkommen. Die Flaschen mit der gut erkennbaren, bunten und fröhlichen Etikette der Weine Radovan mit der fliegenden Schwalbe als sein „Wahrzeichen“, die 1999 der bekannte istrische Designer und Fotograf Sergio Gobbo entworfen hat, kann man in Restaurants und Vinotheken finden. Ein Supermarktangebot vermeidet Franko, weil er fürchtet, dass durch unsachgemäßes Lagern auf den Regalen seine Weine die Qualität einbüßen könnten. Er weiß, dass es sehr schwer ist, sich einen Namen zu machen, den man dann manchmal auch ohne eigenes Zutun wieder verlieren kann.
Zahlreiche Goldmedaillen und Anerkennungen bei istrischen und nationalen Weinmessen, Ausstellungen und Präsentationen zeugen von der Qualität seiner Weine. Der bescheidene Franko, von dem man ein Selbstlob schwerer herausziehen kann, als einen Spitzenwein aus der Weinrebe, ist jedoch ganz besonders auf die Goldmedaille bei Vinistra 2012 stolz, die er für den Wein refošk Jahrgang 2009 gewann, und der bei dieser größten istrischen Weinschau zum besten Barrique Wein dieser Sorte gewählt wurde.


Schritt für Schritt bis zur Schaffung von hochwertigen Weinen
Trauben weinlese
Und wenn wir schon von Weinlesen sprechen, erinnert sich Franko sehr gerne an dieses Jahr 2009. „Die Trauben waren sehr gut, und wenn man alles macht, wie es sich gehört, kann der Wein nicht schlecht werden“ sagt er in seinem istrischen, čakavischen Dialekt, den man im Dorf Radovani spricht. Auch dieser Satz erklärt Radovans Weinphilosophie, nämlich dass der gute Wein seinen Anfang im Weinberg nimmt. Franko verbringt einen großen Teil seines nie endenden Arbeitstages mit seinen Rebstöcken, und „die Arbeit muss man verrichten“. Natürlich hängt sehr viel von den Wetterbedingungen ab. Kein Jahr – so Franko – ist ideal, und die Reben sind ebenfalls immer verschieden. Die Fortsetzung folgt dann im Weinkeller.
Radovan
Ermutigung, vorwärts zu kommen
Ich liebe es, Weine herzustellen. Das ist sowohl Liebe, als auch Herausforderung. Wenn ich einen Wein gemacht habe, von dem ich weiß, dass er gut ist, und wenn mir das auch von anderen, deren Meinung ich schätze, bestätigt wird, dann bin ich zufrieden, bin im Frieden mit mir selbst. Auf dem Markt gibt es viele Weine, und es freut mich, wenn Leute meine Weine erkennen. Zum Beispiel ist es schön, und passiert auch oft, dass jemand in unseren Keller und unsere kleine Probierstube einkehrt, der schon im Restaurant einen Wein von uns getrunken hat, und nun auch andere Sorten probieren möchte. Das gibt mir einen Antrieb für die weitere Arbeit, betont Franko.
Für eine weitere Entwicklung gibt es noch genug Raum, natürlich wieder auf istrische Weise, langsam, Schritt für Schritt, immer im Einklang mit Erbe und Tradition, aber ebenso immer offen für neue Ideen.
Mit Hilfe von Weinexperten arbeiten wir an der Coupage von Rotweinen, das sind neue Herausforderungen, die mir Spaß machen, beschreibt Franko Radovan sein Interesse an einem neuen Fortschritt. Und, kein Zweifel, es wird noch mehr davon geben. Und ja, zur guten Letzt, Schwalben fliegen hoch.
Goran Prodan
